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Neue Zugänge ins Lehramt: Dualer Master Sonderpädagogik
Der Duale Masterstudiengang Sonderpädagogik leistet einen wertvollen und unverzichtbaren Beitrag zur Bekämpfung des in Schleswig-Holstein vorherrschenden Lehrkräftemangels in der Sonderpädagogik, indem der Studiengang jährlich bis zu 30 Studienplätze für eine zusätzliche Zielgruppe (z. B. Absolventinnen und Absolventen der Pädagogik oder Psychologie) schafft. Der Duale Masterstudiengang Sonderpädagogik soll zunächst für zwei weitere Kohorten mit einem optimierten Studiengangskonzept fortgesetzt werden. Zur Qualitätssicherung sollen auch zukünftig über eine begleitende Evaluation im Längsschnitt Veränderungsbedarfe erkannt und konkrete Maßnahmen zur Optimierung des Studiengangs abgeleitet werden.
21.08.2024
Foto: Christina Kloodt, Europa-Universität Flensburg
Der Duale Masterstudiengang Sonderpädagogik wurde vor dem Hintergrund des bundes- und landesweit vorherrschenden Lehrkräftemangels in der Sonderpädagogik entwickelt und startete im Herbstsemester 2021/2022. Die Europa-Universität Flensburg (EUF) führt diesen Studiengang gemeinsam mit dem Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH) durch. Dabei arbeiten beide Institutionen eng mit dem Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur (MBWFK) des Landes Schleswig-Holstein zusammen.
Das Studienangebot eröffnet Absolventinnen und Absolventen fachlich affiner Studiengänge (z. B. Sozialpädagogik, Heilpädagogik, Frühpädagogik oder Psychologie) mit einschlägiger pädagogischer Berufspraxis den Quereinstieg in das Lehramt für Sonderpädagogik. Dabei durchlaufen die Studierenden in drei Jahren eine wissenschaftlich fundierte und praxisbezogene Ausbildung. Die Ausbildung besteht zum einen aus dem Hochschulstudium an der EUF und zum anderen aus dem Vorbereitungsdienst (Referendariat) am IQSH. Letzteres umfasst Ausbildungsveranstaltungen am IQSH sowie eine Hospitations- und Unterrichtstätigkeit an Förderzentren und/oder inklusiven Regelschulen in Schleswig-Holstein. Zu Beginn der Ausbildung schließen die Studierenden mit dem MBWFK einen Arbeitsvertrag ab und sie bekommen über die gesamte Dauer ihres Studiums hinweg ein Ausbildungsentgelt nach dem Tarifvertrag des Landes Schleswig-Holstein.
Der Duale Masterstudiengang Sonderpädagogik beinhaltet insbesondere folgende Ausbildungsinhalte:
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Sonderpädagogische Fachrichtungen: Lernen und emotional-soziale Entwicklung
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Cross-kategoriale Inhalte: Didaktik, Methodik und Unterrichtsplanung, Diagnostik, Begutachtung und Förderplanung, Gesprächsführung und Beratung, Forschungsmethoden
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Unterrichtsfächer: Deutsch und Mathematik (Primarstufe/Sek I)
Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung erhalten die Studierenden sowohl den Master of Education als auch das zweite Staatsexamen für das sonderpädagogische Lehramt. Die universitäre Ausbildung umfasst insgesamt 120 Leistungspunkte (inkl. Masterarbeit), die in der Regel in den ersten zwei Studienjahren (Semester 1 bis 4) erworben werden. Im letzten Studienjahr (Semester 5 und 6) liegt der Schwerpunkt auf der Durchführung der schulpraktischen Ausbildung (Vorbereitungsdienst am IQSH). Der Vorbereitungsdienst wird sowohl in der Primarstufe als auch in der Sekundarstufe I absolviert. Dabei werden die Studierenden in zwei von drei Arbeitsbereichen (Förderzentrum, Prävention und Inklusion mit anerkanntem sonderpädagogischen Förderbedarf) eingesetzt. Bereits in den vorlesungsfreien Zeiten der ersten drei Semester finden einführende Blockpraktika (4 bis 6 Wochen) an den Schulen statt, die Teil des Vorbereitungsdienstes sind.
Die Zugangsvoraussetzungen sowie Bewerbungsmodalitäten können auf den Webseiten der EUF und des MBWFK nachgelesen werden. Die verfügbaren Studienplätze werden immer zum Herbstsemester (01.09.) eines Jahres vergeben, die Bewerbungsphase startet in der Regel im Frühjahr desselben Jahres. Das Studienangebot ist zunächst um zwei weitere Kohorten (Aufnahme in 2024 und 2025) verlängert worden.
Zur Qualitätsüberprüfung und -sicherung des Dualen Masterstudiengangs Sonderpädagogik wird begleitend im Längsschnitt eine Evaluationsstudie durchgeführt, die gezielt Veränderungsbedarfe aufdeckt und konkrete Maßnahmen zur Optimierung des Ausbildungsangebots erschließt.
Jede Kohorte im Dualen Masterstudiengang Sonderpädagogik wird im Laufe ihres Studiums mittels eines Online-Fragebogens systematisch befragt. Die Datenerhebung gliedert sich in vier Messzeitpunkte (MZP):
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MZP 1: Beginn des Studiums (Beginn des ersten Semesters)
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MZP 2: nach dem zweiten Semester
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MZP 3: nach dem vierten Semester
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MZP 4: Abschluss des Studiums (Ende des sechsten Semesters)
Die quantitative Befragung stützt sich insbesondere auf standardisierte Messinstrumente und Skalen und wird um qualitative Elemente ergänzt. Sie fokussiert insbesondere die Entwicklung folgender Aspekte im Zeitverlauf der Ausbildung:
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Persönliche und psychosoziale Lage
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(Studien-)Zufriedenheit
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Studienanforderungen
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Studiengangs- und Studienqualität (Verbesserungspotenziale)
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Einstellung zur Inklusion und Sonderpädagogik
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(Vor-)Wissen zur Inklusion und Sonderpädagogik sowie Bildungswissenschaften
Meinung zu diesem Thema
"Als erster dualer Studiengang in einem allgemeinbildenden Lehramt leisten wir echte Pionierarbeit. Das ist nicht immer einfach, beispielsweise wenn Arbeits- und Hochschulrecht mal wieder nicht zueinander passen. Es macht aber meistens viel Spaß, was vor allem an unseren hoch motivierten Studierenden liegt, denen wir eine tolle Chance bieten, sich für das sonderpädagogische Lehramt weiterzuqualifizieren."
Prof. Dr. Simon Sikora Europa-Universität Flensburg, Maßnahme: Dualer Masterstudiengang Sonderpädagogik